Solidarität bei Netzwerkveranstaltung zu CareWork in der Selbständigkeit

Wusstet ihr, dass Frauen 44% weniger verdienen in der Selbständigkeit als ihre männlichen Kolleg:innen, und dass dies auch stark mit der zeitlichen Limitierung durch Sorgearbeit zusammenhängt?

Infos und Problemlagen wie diese wurden auf der spannenden gemeinsamen Veranstaltung vom Haus der Selbständigen und Spinnen-Netz ArbeitMitWirkung diskutiert.

Franziska Büschelsberger von unpaid care work startete in ihrem Impuls mit einem starken Plädoyer fürs aktive Netzwerken und v.a. dies auch außerhalb der eigenen Bubble zu tun! (Dies können wir vom Spinnen-Netz nur bekräftigen und deshalb haben wir seit einem Jahr etliche neue Kooperationen gestartet wie mit dem Haus der Selbständigen, SMART, Netzwerk Grüne Arbeit, epojobs, nachhaltige jobs. )

Daran schloss sich eine bewegte Runde an mit intensivem Austausch zu den alltäglichen Doppelbelastungen und Herausforderungen, denen (Solo)Selbständige mit Sorgeverantwortung gegenüber stehen.

Die von Anne Dölemeyer wunderbar moderierte Podiumsdiskussion konnte mit spannenden Vertreter:innen von Interessenvertretungen aufwarten, die Probleme und Handlungsoptionen  diskutierten.

Mit dabei waren:

– Raphael Westermeyer (Genossenschaft der deutschen Bühnenangehörigen

– Nicole Beste-Fopma (Bundesverband Vereinbarkeit

– Teresa Monfared (Bühnenmütter e.V.; Culture Care) 

– Lina Gerstmeyer (Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer)

Lina Gerstmeyer vom BDÜ schilderte, wie sehr das Thema Sorge(Verantwortung) in einem beruflichen Verband immer wieder in den Hintergrund tritt, obwohl das Thema grundsätzlich als wichtig angesehen wird. 

Teresa Monfared berichtete über die Arbeit der Bühnenmütter, die u.a. Eine Pilotstudie zu Müttern im Bereich der darstellenden Künste erstellt und auf dieser Grundlage umfassende Handlungsempfehlungen entwickelt hat, die auch jenseits des Kunst- und Kulturbetriebs relevant sind. Raphael Westermeier berichtete von den Bemühungen seiner Gewerkschaft, die Arbeitsbedingungen gerade auch für freischaffende Künstler:innen im Hinblick auf die Vereinbarkeit mit Sorgeaufgaben zu verbessern. 

Und Nicole Beste-Fopma schilderte, wie der noch sehr junge Bundesverband Vereinbarkeit sich u.a. im Bereich verbesserte Kinderbetreuung engagiert - zunächst in einem Modellprojekt - und für mehr Sichtbarkeit von Pflegenden Angehörigen streitet.

Hilfreich waren die best practice Beispiele von Auftraggebenden, die für Selbständige eine Kinderbetreuung suchen / anbieten, wenn die Aufträge außerhalb der üblichen Kita-Öffnungszeiten liegen.

Empfohlen wurde auch, dass Unternehmen auf Sorgearbeitsbedarfe reagieren und flexible Arbeitszeiten für die Pflegezeiten für ihre Auftragnehmer:innen ermöglichen.

Diskutiert wurden daneben Strategien wie Offenlegung von Gagen/Honoraren und dass der Austausch über Preise nicht verboten werden darf. als hilfreich empfanden einige auch weitere konkrete Hinweise wie verdi -Rechner für Selbständige, der zunächst für den Kulturbereich entwickelt wurde (www.basishonorare.de/) Darüber hinaus gab es ein „Save the Date“ für einen bundesweiten, im besten Falle internationalen Care-Streik, der voraussichtlich  9.3.2026 stattfinden soll.

Am Nachmittag ging es dann an Themengischen vor Ort und digital in den direkten Austausch: was brauchen Solo-Selbständige mit Sorgeverantwortung, und wie können Interessenvertretungen mit darauf hinwirken, hier die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen?

In der abschließenden Runde präsentierte Anna Spenn vom HDS die zentralen Diskussionsergebnisse. Der Tag endete mit einem letzten kurzen Podium. Untern Strich stand: wir wissen, was wir brauchen, wir haben themenbezogene Interessenverbände. Was fehlt, ist die Streuung in der Breite und die Bündnisbildung über die verschiedenen kleinen und großen Initiativen, Berufsverbände und Organisationen hinweg, und an der Basis der Zusammenschluss der vielen Menschen, die aktuell unter den Doppelbelastungen leiden.

Dann lässt sich viel erreichen auf dem Weg einer besseren Vereinbarkeit.

Vielen Dank in alle Richtungen v. a. an Anne Dölemeyer vom Spinnen-Netz und Anna Spenn vom Hds für die gute Organisation und Moderation und die wertvollen Impulse und die Ermöglichung des gelungenen Hybridformates mit über 35 Teilnehmenden.